AKTUELLES

von Rechtsanwalt Dr. Thilo Pachmann


Boxverband gefährdet, aus der olympischen Bewegung herausgeboxt zu werden


Kurz vor Beginn der Olympischen Jugendspiele in Buenos Aires Anfang Oktober 2018 gab der Vorstand des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eine klare Stellungnahme zum Internationalen Boxverband (AIBA) ab. Das IOC äusserte seine “extreme Besorgnis über die ernste Situation” innerhalb des AIBA und “seiner derzeitigen Führung”.

Zu diesen Bedenken des IOC gehören die “Umstände der Erstellung der Wahlliste” und die “irreführende Kommunikation innerhalb des AIBA über die Position des IOC”. Das IOC hat keine Namen genannt, aber es ist offensichtlich, dass Präsident Rakhimov das Problem zu sein scheint. Er wurde im Februar 2018 zum Interimspräsidenten des AIBA ernannt und wurde vom US-Finanzministerium mit organisierten Verbrechen in Verbindung gebracht. Die Position von Rakhimov, der am Ende als einziger Anwärter der Präsidentschaft übrig blieb, wurde im November 2018 bestätigt. Um einen Führungswechsel innerhalb des AIBA zu erzwingen, hat das IOC bereits im Februar 2018 die finanziellen Beiträge an die AIBA eingestellt.

Das IOC hat zudem alle Kontakte zur AIBA eingefroren, die nicht unbedingt erforderlich sind für die Umsetzung der jeweiligen IOC-Entscheidungen. Das IOC stellt die Existenz von Boxen im Olympiaprogramm der Sommerspiele Tokio 2020 und sogar die Anerkennung der AIBA als anerkannter internationaler Verband in Frage, falls die Fragen zum Management nicht angemessen und zur vollen Zufriedenheit des IOC behandelt werden.

Schließlich hat das IOC in einer Erklärung vor den Olympischen Jugendspielen seine Unterstützung für die Boxer selbst zum Ausdruck gebracht: “Gleichzeitig möchten wir den Athleten versichern, dass das IOC – wie es immer in solchen Situationen getan hat und derzeit bei den Olympischen Jugendspielen Buenos Aires 2018 tut – sein Bestes geben wird, um sicherzustellen, dass die Athleten unter diesen Umständen nicht leiden müssen und dass wir ihren olympischen Traum schützen werden”. Für die Fans des Sports im Allgemeinen wäre es schade, wenn Boxen, eine der ältesten und traditionsreichsten olympischen Sportarten, aus dem Programm der Olympischen Spiele verschwinden würde.

Aus rechtlicher Sicht kann es zulässig sein, einem Verband die Anerkennung des IOC wegen Nichteinhaltung der IOC-Regeln zu verweigern. Aus unserer Sicht ist es jedoch höchst fragwürdig, einen Athleten nicht zu den Olympischen Spielen zuzulassen, und zwar nur deshalb, weil der Verband, dem er angehört, unter fragwürdiger Führung steht. Es bleibt zu hoffen, dass das IOC sein Wort halten und “den olympischen Traum” aller betroffenen Sportler auch in Tokyo 2020 schützen wird, indem diese trotz ihres ausgeschlossenen Verbandes zu den Spielen zulassen werden.