Das Urteil des Oberlandgerichts Schleswig-Holstein aus dem Jahr 1998 ist in der besinnlichen Weihnachtszeit gerade wieder aktuell. Es ging um die Frage, ob die Versicherung für einen Brandschaden aufkommen muss, welcher durch Wachskerzen am Weihnachtsbaum ausgelöst wurde. In der Schweiz handelt eine Person grundsätzlich grob fahrlässig, wenn sie Kerzen oder Zigaretten unbeaufsichtigt brennen lässt. Der vom Oberlandgericht Schleswig-Holstein beurteilte Fall hatte jedoch eine spezielle Ausgangslage.

Der Grundsatz, wonach brennende Kerzen, ein erhöhtes Gefahrenpotential mit sich bringen, welche von einer Person eine erhöhte Aufmerksamkeit verlangen, wurde vom deutschen Gericht bestätigt. Darüber hinaus wurde betont, dass in beheizten Räumen aufgestellte Bäume schneller austrocknen, was die Brandgefahr erhöht. Im zu beurteilenden Fall kam das Gericht aber zum Schluss, dass mit der eingetretenen explosionsartigen Reaktion nach dem Ausbrennenlassen der Kerzen nicht zu rechnen war und alle möglichen Sicherheitsmassnahmen eingehalten wurden.

Dazu gehörten:
1. regelmässige Wasser- und Glycerinabgabe zur Verzögerung der Austrocknung
2. Anbringen der Kerzen an den äussersten Rand des Baums
3. stabile Bauweise der Kerzenständer zur Verhinderung eines Schiefhängens der Kerzen
4. überdurchschnittliche grosse Schale als Auffangvorrichtung für den Kerzenwachs
5. Bereitstellen eines Eimers mit Wasser für Notfälle, welcher aber durch das Umfallen des Baumes nach der überraschenden Verpuffungsreaktion nicht zu erreichen war

Auch in der Schweiz kann eine komplett unerwartete Drittursache dazu führen, dass einer Person der Schaden nicht mehr zugerechnet werden kann, so dass die Versicherung für den Schaden aufkommen muss. In diesem speziell gelagerten Fall stehen die Chancen demnach nicht schlecht, dass auch in der Schweiz die Versicherung für den Schaden aufkommen müsste. In diesem Sinne: Frohes Fest auch kommende Weihnachten!