Die “Alte Zollbrücke” verbindet das deutsche Jestetten mit Rheinau im Kanton Zürich. Das Besondere an ihr: Die Brücke verläuft zwar über die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland, die in der Mitte des Rheins liegt; sie steht jedoch vollständig im Eigentum des Kantons Zürich. Im August 2021 begann der Kanton Sanierungsarbeiten an der Brücke, die zu einer vollständigen Sperrung derselben führten. Das Problem: Auch das Brückenlager auf dem deutschen Ufer ist sanierungsbedürf-tig, liegt aber nicht in der Zuständigkeit der Schweizer Behörden. Eine Koordination der Arbeiten erfolgte nicht, hielten die deutschen Behörden eine Sanierung doch (noch) nicht für angezeigt.

Das passte der Bevölkerung in Jestetten, die traditionell enge Beziehungen zu ihren Nachbarn ennet des Rheins pflegt, nicht: Jedes Mal 20 Kilometer Umweg fahren zu müssen, um in die Schweiz zu gelangen, während normalerweise 80 Meter über eine Brücke genügen, das war des Guten zu viel. Entsprechend wurden von den Behörden Antworten verlangt: Warum nicht auch gleich jetzt sanieren und dadurch weitere Brückensperrungen vermeiden? Was folgte, war ein Spiessrutenlauf durch die Instanzen: Keine Behörde (Gemeinde, Land, usw.) fühlte sich zuständig für eine Koordination der Bauarbeiten mit der Schweiz. Aus privater Initiative wurde sogar eine Spendenaktion gestartet, um die amtlichen Hindernisse zu umgehen und die Brücke auf deutscher Seite gemeinsam mit den restlichen Arbeiten sanieren zu können – gestoppt wurden sie vom Denkmalschutz.

Mittlerweile hat sich die Sache durch Zeitablauf erledigt: Die Arbeiten des Kantons Zürich an der Brücke (ohne das deutsche Brückenlager) sind abgeschlossen. Sobald die deutschen Behörden ihrerseits die bald fällige Sanierung des Brückenlagers auf ihrer Seite vornehmen werden, wird die Brücke also abermals gesperrt werden müssen – dies, nachdem sie bereits während den Anfängen der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 für drei Monate geschlossen war. Immerhin wird die Brücke nun bis auf Weiteres wieder offen sein; zu hoffen bleibt freilich, dass der Jestetter Amtsschimmel diese Passage nicht für einen Ausflug in die Schweiz nutzen wird.