KURIOSES

von Rechtsanwalt Dr. Thilo Pachmann


Saudi-Arabien ist Fussballweltmeister!


Nun, das wäre wohl – obwohl sich mit Katar soeben ein Land mit ähnlichem Grad an Fussballbegeisterung immerhin zum Kontinentalmeister Asiens gekrönt hat (3:1 Finalsieg über Japan) – nicht mehr als eine Fata Morgana eines Beduinen, ginge es um das Spiel auf dem grünen Rasen. Realität ist dies indessen in der virtuellen Welt: Mosaad Aldossary aus Saudi-Arabien ist der amtierende “FIFA eWorld Cup”-Champion und damit der offizielle Weltmeister im elektronischen (Videospiel-)Fussball.

Seit 2004 wird jedes Jahr der E-Sports-Fussballweltmeister ermittelt. Gespielt wird das jeweils aktuelle Spiel “FIFA” von EA Sports. Der FIFA eWorld Cup ist ein Finalturnier mit 32 Spielern, die sich aus mittlerweile über 20 Millionen Teilnehmern qualifiziert haben. Gespielt wird in 4 Gruppen mit je 8 Spielern und anschliessender KO-Phase, das Finale je einmal auf den Konsolen “Playstation” und “Xbox” (Hin- und Rückspiel). Ausgetragen wurde das jüngste Turnier unter der Ägide des Weltfussballverbands FIFA vom 2. bis 4. August 2018 in der O2-Arena in London, wo renommierte Sportanlässe wie beispielsweise die ATP Finals (Tennis) stattfinden.

Die Bedeutung von E-Sports nimmt sowohl im wirtschaftlichen als auch im “sportlichen” Bereich – ob E-Sports ein “Sport” sind, ist in der Tat heftig umstritten – stetig zu. So sicherte sich Aldossary mit seinem Sieg ein Preisgeld von satten USD 250’000.-. Ebenso sind die weltbesten E-Sportler heute i.d.R. Berufsspieler und trainieren mehrere Stunden täglich, und zwar nicht nur durch simples “Gamen”, sondern auch im physischen und psychologischen Bereich. Die grossen europäischen (unter ihnen auch Schweizer) Fussballklubs verfügen zudem mittlerweile über eigene E-Sports-Teams, die neben Spielern auch Trainer beschäftigen. In rechtlicher Hinsicht ist interessant, dass ein Machtkampf darüber tobt, unter wessen Ägide die offiziellen E-Sports-Weltmeisterschaften im Fussball stattfinden sollen. Einerseits existiert ein internationaler E-Sports-Verband (International eSport Federation mit Sitz in Busan/Südkorea), der die Herrschaft hierüber beansprucht; andererseits macht der Weltfussballverband FIFA geltend, nur er als Lizenzgeber des offiziellen Computerspiels sei hierzu berechtigt.

Die E-Sports-Fussballweltmeisterschaft 2019 wird wiederum im London stattfinden. Was die “ewige Rangliste” der Weltmeister betrifft, ist die Fussballwelt übrigens noch in Ordnung: Rekordweltmeister sind ex aequo Frankreich und England, gefolgt von Spanien und Dänemark.