KURIOSES

von Rechtsanwalt Thomas Wehrli


Wie man an den olympischen Spielen eine harte Bestrafung für unsportliches Verhalten umgeht


Für die Olympischen Spiele der Neuzeit wurde im Jahr 1992 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) die Initiative zur Wiederbelebung des Olympischen Friedens eingeführt. Jährlich verabschieden seither das IOK und die Vereinten Nationen (UN) eine Resolution zur Unterstützung für das Prinzip des Olympischen Friedens durch die Verabschiedung einer Resolution. Der Präsident der Olympischen Spiele 2024 sagte dazu: „Die Spiele verkörpern auf beste Weise die Kraft des Sports, indem sie die Werte des Teilens, der Toleranz und des Respekts weltweit verbreiten.“ Leider leben den olympischen Gedanken nicht alle Sportler bzw. Nationen. Immer wieder führen politische Konflikte zu Spannungen im Sport. Dies zeigt sich sogar in Judo, einer der ehrenvollsten Sportarten.

An den olympischen Spielen 2016 in Rio verweigerte ein ägyptischer Judoka seinem israelischen Kontrahenten nach dem Kampf den üblichen, aber nicht vorgeschriebenen „Handshake“. Er wurde von der Disziplinarkommission des IOK verwarnt und das ägyptische Olympische Komitee wurde aufgefordert, in Zukunft ihre Athleten über die olympischen Werte aufzuklären. In der Folge wurde der Athlet vom eigenen Sportverband nach Hause geschickt.

An den olympischen Spielen 2021 in Tokyo ging ein algerischer Judoka noch einen Schritt weiter und weigerte sich, seinen Zweitrundenkampf gegen einen israelischen Judoka zu bestreiten. Der Judoka und sein Coach wurden beide vom internationalen Judoverband wegen grober Unsportlichkeit für 10 Jahre gesperrt, was für den Judoka somit das Ende seiner internationalen Karriere bedeutete.

An den olympischen Spielen 2024 in Paris wäre in der Kategorie bis 73kg ein algerischer Judoka in der ersten Runde wieder auf einen israelischen Judoka getroffen. Der algerische Judoka erschien am Vortag 10 Minuten vor Wiegeschluss zur Abwaage und überschritt das erlaubte Gewicht um 400 Gramm. Er durfte daher nicht starten. Wollte der algerische Judoka ebenfalls nicht gegen den israelischen Judoka antreten und dachte, dass unprofessionelles Verhalten nicht geahndet werden könne? Möglicherweise fällt dem Judoka nun diese Spitzfindigkeit auf die Füsse: Der internationale Judoverband leitete eine Untersuchung ein, nachdem eine algerische Zeitung den Judoka dafür pries, den „israelischen Kontrahenten geschickt vermieden zu haben“ und ein Sponsor der algerischen Athleten auf Facebook festhielt, dass der Judoka den Respekt von allen gewonnen habe, denn Ehre und die (palästinische) Sache komme vor allem Anderen.

Wir werden sehen, ob der Internationale Judoverband hier tätig wird.